Ștefan Prutianu (geb. 1954)

Antikommunistischer Aktivist, Organisator der Demonstration gegen das Ceaușescu-Regime
auf dem Platz der Vereinigung in Iași (Jassy) am 14. Dezember 1989. Er arbeitete in der Finanzabteilung des Betriebs für Schwermaschinenbau, wo 1987, einen Tag vor dem Brașov-Aufstand am 15. November, die Parteiorgane genötigt waren, Geld von der Sparkasse abzuheben, um die Arbeiter zu beruhigen, die gegen ihre Lohnkürzungen protestierten. Er war nicht Mitglied der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP). Als er von den Veränderungen in der Sowjetunion und in Osteuropa erfuhr, war Ștefan Prutianu nach dem 14. Kongress der RKP der Ansicht, dass die Zeit für einen Wandel in Rumänien gekommen war. Im November 1989 begann er zusammen mit Titi Iacob, seinem ehemaligen Kollegen, der 1987 an einem anderen Arbeiteraufstand teilgenommen hatte, mit der Planung einer Protestaktion im Zentrum von Iași. Sie hatten vor, mehrere tausend Menschen in die Verschwörung mit einzubeziehen, nach einer Formel, bei der jeder Aktivist drei andere Personen mitbringen sollte.

Die Gruppe der Initiatoren bestand hauptsächlich aus Ingenieuren, Juristen und Ökonomen: Cassian Maria Spiridon, Valentin Odobescu, Ionel Săcăleanu, die Brüder Vasile und
Emilian Stoica, Aurel Ștefanachi, Georgel Moraru und Vasile Vicol. Mitte November 1989 erhielt die Bewegung den Namen Rumänische Volksfront (FPR). Die Bürger der Stadt wurden durch anonyme Telefonanrufe und Manifeste informiert, die den Menschen Mut machen sollten und versicherten, dass die Miliz und die Securitate nicht eingreifen würden.
Die Demonstration sollte friedlich verlaufen, obwohl die Organisatoren in Erwägung gezogen hatten, für Unruhe zu sorgen, um so die Aufmerksamkeit der Passanten zu erhöhen. Die auf dem Platz versammelten Menschen sollten den Text des damals verbotenen Liedes “Deșteaptă-te, române/Erwache, Rumäne” und eine Kerze bei sich haben. Geplant war, dass Ștefan Prutianu, Cassian Spiridon und Titi Iacob eine Rede über die Lage Wirtschaft hielten: “Die Ressourcen des Systems sind aufgebraucht, der Motor stottert, die Maschine ist ins Stocken geraten, wir steuern auf ein Grab zu”. Aber die Aktion wurde enttarnt: Miliz und Securitate setzten eine Sperre ein, um den Zugang zum Platz zu filtern, Sondertruppen durchsuchten die Kanalisation und die Gebäude rund um den Platz, eine Haltestelle der öffentlichen Verkehrsmittel wurde verlegt. Von jetzt auf gleich wurde ein Kampfsportwettbewerb der Miliz in der Stadt organisiert, das Hotel Unirea auf dem Platz war mit Sportlern gefüllt. Die Initiatoren der Demonstration trafen sich auf dem Platz der Vereinigung und versuchten, sich im neuen Umfeld zu organisieren. Ștefan Prutianu wurde am nächsten Morgen vor seinem Haus verhaftet, zu seinem Betrieb gebracht und danach zur Durchsuchung nach Hause, wo seine beiden Töchter, neun und zwei Jahre alt, noch schliefen. Unter dem Vorwand, ihn zur Arbeit zu bringen, wurde Ștefan Prutianu in die Securitate-Zentrale in der Triumfului-Straße gebracht. Drei Tage lang wurde er geschlagen und gefoltert, ihm wurde Schlaf, Wasser und Nahrung vorenthalten. Er musste täglich schriftliche Erklärungen abgeben. Am 17. Dezember wurde er von einer Gruppe von Ermittlern verhört, die nach Verbindungen zu den Ereignissen in anderen Städten des Kreises und in Timișoara suchten. Anschließend wurde er in eine Zelle gebracht, in der er eine Person vorfand, die vorgab, ein Häftling zu sein. Man gab ihm gedünstetes Kraut zu essen, das er immer noch als die beste Mahlzeit seines Lebens bezeichnet. Er konnte endlich schlafen.

Am 22. Dezember, zwischen 13 und 14 Uhr, wurde er entlassen. Ein Milizionär klopfte ihm komplizenhaft auf die Schulter und sagte: “Hast du das gesehen? Wir haben nicht umsonst gekämpft… “. 1990 gründete Ștefan Prutianu offiziell die FPR, eine Partei, die in den 
Provisorischen Rat der Nationalen Einheit (CPUN) aufgenommen wurde.

Er beteiligte sich nur einmal an einer CPUN-Sitzung, verließ sie nach zwei Stunden und kehrte nie wieder zurück, da er den Rat für eine Darstellung der Cloaca Maxima hielt,
dem zentralen Abwasserkanal im alten Rom. Von 1989 bis 1991 war er Redakteur der Zeitschrift “Timpul/Die Zeit”. In den ersten Monaten des Jahres 1990 wurde er nach mehreren öffentlichen Äußerungen von zwei Motorradfahrern vom Fahrrad gestoßen und erlitt einen Handbruch. Seine Mutter und sein Bruder hatten ähnlich dubiose Unfälle. In diesem Zusammenhang wurde er im Mai 1990 von demselben Staatsanwalt, der den Haftbefehl vom 18. Dezember 1989 ausgestellt hatte, persönlich aufgefordert, eine Erklärung zu unterschreiben, in der er sich verpflichtete, über das, was er in der Haft erlitten hatte, zu schweigen. Ab 1992 arbeitete Ștefan Prutianu als Hochschullehrer. Er ist Autor von 11 Fachbüchern, 47 Artikeln und Studien in Fachzeitschriften und fast 1.000 Artikeln in der allgemeinen Presse. Im Jahr 1998 erhielt er den Preis des Schriftstellerverbands für “Intelligenz Marketing Plus”. Er ist im Ruhestand und beschäftigt sich mit der Bienenzucht. 

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