Paul Cozighian (geb. 1962)

Journalist, Filmregisseur, Produzent, TV-Dokumentarfilmer. Im Jahr 1989 war er Student am
Theater- und Filminstitut in Bukarest. Am 21. Dezember 1989 begann er mit seiner eigenen Videokamera zu filmen, mit der Absicht, die Geschichte aufzuzeichnen. Er begann zu Hause und filmte den Fernseher, in dem der letzte Teil von Ceaușescus Rede ausgestrahlt wurde, und machte Aufnahmen von Demonstranten, die wütend vor dem Fenster seines Hauses vorbeimarschierten. Er ging auf die Straße und machte sich auf den Weg zu der antikommunistischen Demonstration vor dem Dalles-Saal. Zunächst nahm er eine riskante Position auf einem Balkon gegenüber dem Intercontinental Hotel ein, gut sichtbar sowohl für Revolutionäre als auch für die Securitate. Dann bezog er in der Wohnung eines Freundes gegenüber der Italienischen Kirche Stellung. Paul Cozighian drehte relevante Szenen, die den Mut der Revolutionäre und die brutale Art und Weise dokumentierten, wie die kommunistische Macht gegen die Demonstranten vorging. Er riskierte Leib und Leben und zeichnete beeindruckende Bilder auf mit den ersten Sprechchören, der ersten Barrikade am Intercontinentral Hotel, der Errichtung des Militärkordons, den Militärfahrzeugen, die durch die Menge rasten, den ersten Schüssen, den Leuchtspurgeschossen in der Nacht, dem Eindringen der Panzer in die Barrikade. Paul Cozighian erbrachte somit einen Beweis sowohl für den Mut der Demonstranten als auch für die gewaltsamen Unterdrückung der Proteste durch das kommunistische Regimes. Er versteckte die Filmkassette in seinem Mantel und schaffte es, durch die Kontrollen der Miliz zu kommen, in der Hoffnung, dass die Bilder von möglichst vielen Menschen gesehen würden. Am 22. Dezember, nach Ceaușescus Flucht, kam Paul Cozighian zum Sitz des Zentralkomitees der Rumänischen Kommunistischen Partei. Er filmte die Ereignisse, die sich nach der Flucht des Diktators in dem Gebäude abspielten, darunter die Rede von Ion Iliescu vom Balkon, während der die Menge vor dem Gebäude “Nieder mit dem Kommunismus” skandierte. Er beobachtete, dass erst im Anschluss darauf die Schießereien und Angriffe der sogenannten “Terroristen” begannen. Mit seiner Videokamera, die er Adrian Sârbu zur Verfügung gestellt hatte, wurde die Szene aufgezeichnet, in der Ion Iliescu, Petre Roman, Silviu Brucan, Alexandru Bârlădeanu und hochrangige Offiziere der Armee über den Namen des künftigen Organs der Staatsmacht verhandelten, und General Nicolae Militaru verkündete: “Die Front zur Nationalen Rettung agiert seit sechs Monaten”, ohne dass einer der Anwesenden widersprach. Die Sequenz wurde öffentlich als Eingeständnis gewertet, dass ein bedeutender Teil der Gruppe, die nach der Revolution die Macht übernahm, schon lange vorher organisiert worden war und versucht hatte, ihre spontane Anwesenheit vor Ort vorzutäuschen. Unmittelbar nach der Ausstrahlung der Aufnahmen auf einem französischen Fernsehsender am 1. Januar 1990 während eines Live-Interviews mit dem neuen Premierminister Petre Roman wurde das Originalband nach einer Durchsuchung ohne Durchsuchungsbefehl durch Soldaten in schwarzen Overalls beschlagnahmt. Das Band wurde ihm nach mehrmonatigen Bemühungen von Adrian Sârbu zurückgegeben, der inzwischen Berater des Premierministers geworden war. Die besagte Sequenz fehlte, sie war gelöscht worden.Im Dezember 2018 publizierte er ein kontroverses Interview mit Ion Iliescu in “Le Figaro” mit dem Titel “Rumänien, das Land der einen Partei”, in dem der ehemalige Präsident Rumäniens über die Probleme der Sozialdemokratischen Partei sprach, deren Ehrenvorsitzender er war. Paul Cozighian ist der Initiator und Organisator des Projekts “2112”, das am Ende eines jeden Jahres an die Märtyrer der Barrikade vor dem Intercontinental Hotel erinnert, wo am 21. Dezember 1989 49 Menschen ihr Leben verloren.

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