Maria Chircă (geb. 1963)

Mutter des Kindes Paul-Alin Chircă, ermordet im Alter von 3 Jahren und 6 Monaten in Sibiu (Hermannstadt) am 24. Dezember 1989. Paul-Alin Chircă wurde durch Schüsse aus  Maschinenpistolen getötet, als das Auto der Familie an einer Straßensperre der rumänischen Armee gestoppt wurde. Adrian Chircă (geb. 1961), der Vater, saß an diesem Morgen am Steuer des Wagens, neben ihm seine Frau Maria, die im achten Monat schwanger war. Ihr Sohn saß auf der Rückbank. Der Vater entdeckte die Straßensperre, die von bewaffneten Zivilisten und Soldaten der Einheit UM 01512, in der auch er gedient hatte, an der Kreuzung von der Calea Cisnădiei und der Anton Pann Straße errichtet worden war. Eine Person vorne gab ihm ein Zeichen zur Weiterfahrt, eine andere Person weiter hinten gab ihm ein Zeichen zum Anhalten. Weil er weiterfuhr, eröffneten die Polizisten nacheinander das Feuer auf den Wagen. Maria Chircă wurde am Bein, Adrian Chircă an der Schulter verwundet. Die beiden drehten sich zu ihrem Sohn um und sahen, dass er in den Kopf getroffen wurde und blutüberströmt war. Die Mutter blieb im Auto sitzen, der Vater stieg aus und begann vor Wut und Verzweiflung loszurennen. Er wurde von Zivilisten eingeholt und gefesselt. Sie wurden beide als “Terroristen” verhaftet. Um ihre Reaktion zu rechtfertigen, behaupteten die Schützen jahrelang, die Opfer selbst hätten das Feuer auf sie eröffnet. Die Ballistik ergab später, dass 37 Kugeln das Auto von außen durchschlugen. Maria Chircă wurde festgenommen und von mehreren Zivilisten unter militärischer Bewachung in ein Krankenhaus gebracht, wo sie als Terroristin eingestuft und behandelt wurde. Ihr Mann
wurde mehrere Tage lang missbräuchlich im entleerten Schwimmbad der Militäreinheit UM 01512 festgehalten, zusammen mit über 500 Personen, die meisten von ihnen aus den Truppen des Innenministeriums und der Securitate, von denen sich einige freiwillig der Armee gestellt hatten. Dort erhielten sie mehrere Tage lang kaum Nahrung, sie wurden gedemütigt, extremer physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt, einschließlich simulierter Hinrichtungen. Adrian Chircă hat Narben an seinen Handgelenken von den Handschellen, die ihm viel zu eng angelegt worden waren. Papiere und Ehering wurden beschlagnahmt, er hat sie nie wieder zurückerhalten. Ständig die Szene der Ermordung seines Sohnes vor Augen, wurde er oft gewalttätig und daraufhin in eine neuropsychiatrische Klinik eingewiesen. 

In Sibiu wurden mehr als eine Million Patronen abgefeuert, es gab fast 100 Tote und 300 Verletzte. Die Eheleute Chircă wurden erst am 12. Januar 1990 wieder vereint, als sie freigelassen wurden. Die ganze Zeit über wussten sie nicht, was mit ihrem Kind geschehen war, sie wussten auch nichts voneinander. Bei der Beerdigung ihres Sohnes konnten sie nicht anwesend sein. Der Leichnam des Jungen wurde im Beisein seiner Großeltern väterlicherseits zusammen mit anderen unschuldigen Opfern auf dem städtischen Friedhof beigesetzt.
Jahrelang konnte der Vater nicht die seelischen Ruhe aufbringen, um Alins Grab zu besuchen. Einige Jahre nach der Revolution lebten sie in einer Gemeinde, in der sie das Gefühl hatten, immer noch von einigen Leuten als Terroristen angesehen zu werden. Sie konnten nie herausfinden, wer damals auf sie geschossen hat, da die Armee die Identität der Personen, die die Straßensperre errichtet hatten, nicht preisgab. Maria Chircă konnte ihre Schwangerschaft aufrechterhalten und brachte im Februar 1990 eine Tochter zur Welt, zwei Jahre später eine weitere Tochter. Im Jahr 1998 wurde Paul-Alin Chircă post mortem zum Ehrenbürger der Stadt Sibiu erklärt. Maria und Adrian Chircă, seine Eltern, haben seinen Leichnam vom Heldenfriedhof auf den kirchlichen Friedhof in der Justiției-Straße, in der Nähe ihres Hauses, verlegen lassen: “Um ihn näher bei uns zu haben.”

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