Ioana Voicu-Arnăuțoiu (geb. 1956)
Geigerin. Sie wurde in einem Versteck in den Bergen geboren, weil ihre Eltern,
Maria Plop und Toma Arnăuțoiu, gegen die Kommunisten kämpften. Maria Plop
war aus der Nähe von Iași geflohen, aus Angst vor den Gräueltaten der russischen Truppen,
und arbeitete für die Familie Arnăuțoiu, als sie sich den Partisanen anschloss. Toma Arnăuțoiu war Leutnant, Absolvent der Offiziersschule der Kavallerie. Seit September 1944 hatte er an der Front gegen Nazideutschland gekämpft und war mit dem Orden “Krone von Rumänien” ausgezeichnet worden. Im Kampf verwundet, kehrte er 1945 nach Rumänien zurück und wurde im August 1947 in Reserve versetzt. Die Gruppe, die er anführte, wurde im Frühjahr 1949 in seiner Heimatstadt Nucșoara im Kreis Muscel, dem heutigen Argeș, gebildet. Sie bestand aus 16 Partisanen, darunter vier Frauen. Sie hatten vor, gegen die örtlichen Kommunisten vorzugehen, falls es zum lang erwarteten Krieg zwischen den anglo-amerikanischen Verbündeten und der Sowjetunion kommen sollte, der das kommunistische Regime in Rumänien stürzen sollte. Neun Jahre lang wurden die Mitglieder der Gruppe von der Securitate gejagt, verhaftet oder getötet. Einheimische, Verwandte und Freunde wurden verhaftet, Informanten angeworben. Die Widerstandsgruppe war die letzte, die von der Securitate aufgelöst wurde. Unterstütz von über 100 Menschen, die sie mit Lebensmitteln, Waffen und Munition versorgten, gelang der Gruppe der stärkste und längste antikommunistische Widerstand in Europa. Im Mai 1958 wurden Toma Arnăuțoiu und sein Bruder Petre im Haus eines Vertrauten gefangengenommen, der sie verraten und ihnen ein starkes Schlafmittel ins Getränk beigemischt hatte. Die Securitate nahm die Brüder fest und zwang sie, das Versteck zu verraten, in dem nur noch Maria Plop, ihre Tochter Ioana und ein weiterer Partisan geblieben waren. Sie wurden umzingelt und aufgefordert, sich zu ergeben. Die Mutter, die all die Jahre Seite an Seite mit den Männern gekämpft hatte, kletterte mit dem Kind im Arm eine Leiter hinunter. Währenddessen schoss der Mann, der sich versteckt hielt, auf die Securitate-Truppen und wurde bei dem Schusswechsel getötet. Ioana Arnăuțoiu wurde unmittelbar nach ihrer Festnahme von ihren Eltern getrennt. Sie war zwei Jahre alt. Die verhafteten Männer wurden ein Jahr lang in der Securitate-Zentrale in Pitești verhört, zum Tode verurteilt und im Juli 1959 im Gefängnis von Jilava hingerichtet, zusammen mit 14 weiteren Personen, die ihnen geholfen hatten. Maria Plop wurde zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt und starb nach vier Jahren im Gefängnis, ohne zu wissen, was mit ihrem Kind geschehen war. Ioana Voicu-Arnăuțoiu wurde von den Behörden in ein Waisenhaus gesteckt, wobei ihre Personalien geheim gehalten wurden, auch zur Sicherheit der Angestellten der Einrichtung. Sie konnte erst nach 1990 mit viel Glück herausfinden, wer ihre leiblichen Eltern waren. Die ehemalige Leiterin des Waisenhauses, die als einzige ihre wahre Identität kannte und noch jung genug war, um den Kommunismus zu überleben, hatte sie wiedererkannt. Später dokumentierte Ioana Voicu-Arnăuțoiu das Leben ihrer Eltern auf der Grundlage der Securitate-Archive, sammelte Fotos, veröffentlichte Artikel und Bücher zu ihrem Gedenken. Das Haus der Familie Arnăuțoiu, das von den Kommunisten verstaatlicht und zum Hauptquartier der Miliz in Nucșoara gemacht worden war, wird seitdem vom rumänischen Staat genutzt und war im Jahr 2020 immer noch das Hauptquartier der Polizei.