Emil Hurezeanu (geb. 1955)

Emil Hurezeanu ist ein Dichter, Schriftsteller, Journalist, Publizist und Diplomat. Zwischen 1983 und 1994 arbeitete er als Redakteur und später als Direktor der rumänischen Abteilung von Radio Free Europe. Zwischen 1976 und 1978 war er Redakteur und Redaktionssekretär der Literaturzeitschrift Echinox in Cluj (Klausenburg), der Stadt, in der er 1979 sein Studium an der juristischen Fakultät mit einer Spezialisierung auf internationales Recht, “Das Recht von Krieg und Frieden”, abschloss. Im gleichen Zeitraum spielte er in mehreren Theateraufführungen mit, die das kommunistische System in Rumänien parodierten – er war Gründungsmitglied dieser Theatergruppe.

Nach dem Universitätsabschluss  veröffentlichte Emil Hurezeanu seine Gedichte in dem Band “Lecția de anatomie/Anatomieunterricht”, für den er 1980 mit dem Debütpreis des Rumänischen Schriftstellerverbands ausgezeichnet wurde. Im Jahr 1980 trat er eine Stelle als Rechtsberater an. Ein Jahr später wurde er Buchhändler. 1982 wurde er von der “Echinox”-Redaktion für ein zweisemestriges Herder-Stipendium in Österreich nominiert und arbeitete als Rechtsanwalt, um einen Reisepass zu erhalten. Am 1. November 1982 reiste er nach Wien. Im Ausland verfasste er die politische Protestschrift “Declarație de absență/Abwesenheitserklärung”, die er an Radio Free Europe schickte und die ausgestrahlt wurde. 

Unmittelbar nach Beendigung seines Stipendiums fuhr Emil Hurezeanu 1983 nach München, wo er politisches Asyl beantragte und eine Stelle als Redakteur bei Radio Free Europe erhielt. Sein offizielles Radio-Debüt gab er 1983 mit einem Beitrag über die Roma-Bevölkerung in Rumänien. Bis 1994, als er für fast ein Jahr Leiter der rumänischen Abteilung wurde, hatte er bereits eine große Popularität und ein hohes berufliches Ansehen erlangt, vor allem durch seine politischen Kommentare im Programm “Actualitatea românească/Rumänische Aktualität”. Die Sendung hatte in Rumänien während des Kommunismus eine große Hörerschaft, obwohl der Sender verboten war. Die Beiträge beinhalteten eine scharfe Kritik gegen die Diktatur und eine klare Unterstützung der Demokratie und der Dissidenten gegen die Machenschaften des Ceaușescu-Regimes.

Hurezeanus Familie in Rumänien stand unter ständiger Beobachtung und war den Angriffen durch die Securitate ausgesetzt. Seine Mutter wurde zweimal nach Deutschland geschickt, um ihn zur Rückkehr ins Land oder zumindest zur Einstellung der Regimekritik zu bewegen. Sein Bruder wurde festgenommen und im Gefängnis geschlagen, weil er angeblich keinen Personalausweis besaß. Eine Woche später wurde er freigelassen, nachdem er von seiner Familie für tot erklärt worden war. Emil Hurezeanu erhielt wie seine Kollegen im Radiosender mehrere Drohbriefe und Anrufe, 1981 fand der erste Anschlag auf das Gebäude des Senders statt, der von Ceaușescu angeordnet und von einer Gruppe internationaler Terroristen ausgeführt wurde.

1985 studierte Emil Hurezeanu mit einem Stipendium Politikwissenschaften in den Vereinigten Staaten. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland setzte er sein Studium fort und machte in Boston, USA, seinen Master in internationalen politischen und strategischen Beziehungen. In den Tagen unmittelbar nach dem Aufstand vom 15. November 1987 in Brașov veröffentlichte Emil Hurezeanu umfangreiche Kommentare und Kritiken gegen das Ceaușescu-Regime, die sich zunächst auf internationale Presseberichte und später auf die Aussagen von Personen aus Rumänien stützten. Im April 1989 unterzeichnete er einen kollektiven Aufruf zur Liberalisierung des kulturellen Lebens in Rumänien. Im November 1989 wurde er vom Schutzdienst des Senders gewarnt, dass sein Leben erneut in Gefahr sei.

In den Tagen der rumänischen Revolution im Dezember 1989, als Timișoara/Temeswar vom Rest des Landes abgeschnitten war, sendete Emil Hurezeanu wiederholt und kommentierte ausführlich eine Tonbandaufnahme des Massakers vom 17. Dezember 1989, die ein österreichischer Arzt gemacht hatte, der seine Verwandten in Timișoara besucht hatte. Darauf war eine Frauenstimme zu hören, die den Soldaten zurief, dass auch sie Rumänen seien, und sie aufforderte, nicht auf Menschen zu schießen. Emil Hurezeanu sagt, dass die Dramatik der Aufnahme “der Auslöser, der Funke war, der sich in eine Flamme verwandelte” für die rumänische Revolution. 1990 beteiligte er sich an dem “Phänomen Universitätsplatz” in Bukarest.

1995 wurde Emil Hurezeanu als Leiter der rumänischen Redaktion der Deutschen Welle (DW) in Köln eingestellt, wo er politische Kommentare schrieb und weiterhin mit Radio Free Europe und anderen Print-, Audio- und Videomedien zusammenarbeitete. 1998 wurde er Ehrenbürger von Sibiu (Hermannstadt). Im Jahr 2002 kehrrte er nach Rumänien zurück. Er besitzt die rumänische und die deutsche Staatsbürgerschaft. Fünf Jahre lang gestaltete er die Sendung “Mein Rumänien” auf einem unabhängigen privaten Fernsehsender und war weiterhin als Produzent und Kommentator politischer Themen in anderen Fernseh- und Radiosendungen tätig. Im Jahr 2003 wurde er persönlicher Berater des rumänischen Premierministers für außenpolitische Analysen, ein Amt, von dem er nach sechs Monaten zurücktrat. In diesen Jahren wurde sein Name in rumänischen politischen Kreisen als möglicher Kandidat für die Präsidentschaft des Landes gehandelt.

Zwischen 2006 und 2015 hatte er verschiedene führende Positionen in zentralen Medien inne. In Rumänien veröffentlichte er außerdem zwei Bände mit politischen Essays, “Între câine și lup/Zwischen Hund und Wolf” (1996) und “Cutia Neagră/Blackbox” (1997), für die er den Preis für Publizistik des Rumänischen Schriftstellerverbands erhielt. 2009 erschien der Band “Așezări sătești cu biserici fortificate din Transilvania/Gemeinden mit Kirchenburgen in Siebenbürgen”, und 2015 “Pe trecerea timpului. Jurnal politic românesc 1996-2015/Im Laufe der Zeit. Rumänisches politisches Tagebuch 1996-2015”.

Von 2015 bis 2021 war Emil Hurezeanu Botschafter von Rumänien in Deutschland. Seit 2021 ist er Botschafter in Österreich, dem einzigen Land, das jüngst den Beitritt Rumäniens zum Schengen-Raum wiederholt blockiert hat.

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