Doina Cornea (geb. 1929 – gest. 2018)
Anti-Kommunistische Dissidentin, Publizistin, Übersetzerin, Lehrerin. Symbol der
antikommunistischen Dissidenz während des totalitären Ceaușescu-Regimes. Sie studierte
an der Fakultät für Literatur in Cluj (1948 – 1952), war Französischlehrerin an einer
Schule (1952 – 1959) und anschließend Dozentin am Französisch-Lehrstuhl der Universität Cluj (Klausenburg). Sie weigerte sich, dem Verband der Arbeiterjugend und der Kommunistischen Partei beizutreten.
Doina Cornea wurde 1982 zu einer offenen Gegnerin des kommunistischen Regimes,
als Radio Free Europe ihren “Brief an diejenigen, die nicht aufgehört haben zu denken” veröffentlichte, in dem sie die Zustände in Rumänien kritisierte. 1983 wurde sie von der Universität entlassen, es begannen Ermittlungen mit Verhören, Schlägen und Drohungen. Nach dem Arbeiter-Aufstand in Brașov am 15. November 1987 verbreitete ihr Sohn, Leontin Iuhas, 160 Manifeste der Solidarität mit den Streikenden. Beide wurden festgenommen und blieben fünf Wochen in Haft. Nach ihrer Freilassung standen sie in Cluj unter Hausarrest, ihre Wohnung wurde rund um die Uhr observiert.
Im Jahr 1988 richteten Doina Cornea und fünf weitere Intellektuelle einen offenen Brief an Papst Johannes Paul II. und forderten die Legalisierung der griechisch-katholischen, mit Rom unierten rumänischen Kirche. Ebenfalls 1988 wurde ihre in Frankreich lebende Tochter Ariadna Iuhas-Combes vom kommunistischen Regime in Rumänien zur unerwünschten Person erklärt, weil sie die Ideen und Texte ihrer Mutter über den Eisernen Vorhang hinaus weitergegeben und verbreitet hatte. Bis 1989 konnten 30 weitere Texte Doina Corneas aus dem Land geschmuggelt werden, in denen das kommunistische Regime und Nicolae Ceaușescu heftig kritisiert wurden. Die mutige Dissidentin bestritt darin die Lebensfähigkeit des gesamten kommunistischen Systems und schlug ein demokratisches Regime vor.
Am 21. Dezember 1989 wagte es Doina Cornea, zusammen mit ihrem Sohn das Haus trotz des Verbots zu verlassen und unter Lebensgefahr – die Armee schoss auf das Volk – an den Demonstrationen in Cluj teilzunehmen. Am 22. Dezember 1989 befand sie sich in der Menge, die das Securitate-Hauptquartier in Cluj-Napoca belagerte, und gehörte zu den Menschen, die warmes Brot aus einem Lastwagen an die Demonstranten verteilte. Ohne vorher gefragt worden zu sein, wurde sie ein paar Stunden später in den “Rat der Front der Nationalen Rettung” (CFSN) aufgenommen. Am 26. Dezember 1989 äußerte sie in einer Live-Sendung des rumänischen Fernsehens TVR, an der auch Dumitru Mazilu und Silviu Brucan teilnahmen, ihre Zweifel an Ion Iliescu, da er kein Gegner des kommunistischen Regimes sei. Sie sagte in ihrer Rede: “Ich appelliere an seine menschlichen Gefühle,
(…) schießen Sie nicht auf die jungen Menschen! Es ist eine moralische Kugel (…). Bitte, ich flehe Sie an, dies ist nicht die Zeit für einen Machtkampf! So wie die jungen Menschen dieses Opfer unter Gefährdung ihres Lebens gebracht haben, lasst uns auch dieses Streben nach Ruhm und Macht opfern.” Am 23. Januar 1990 reichte sie ihren Rücktritt aus dem CFSN ein. Damit protestierte sie öffentlich dagegen, dass die Front der Natioanlen Einheit (FSN), die angekündigt hatte, keine politische Partei zu sein oder werden zu wollen, dennoch zu einer politischen Organisation mutiert war. Am 8. Mai 1990, während der Demonstration auf dem Universitätsplatz, wurde Doina Cornea symbolisch das “Golan”-Diplom Nummer 1 verliehen. (Präsident Ion Iliescu hatte die Demonstranten der demokratischen Opposition “golani” – Hooligans – beschimpft). In den folgenden Jahren wurde Doina Cornea eine glühende Gegnerin des neuen Regimes und dadurch zum Opfer einer Verleumdungskampagne, die bis zum ersten postkommunistischen demokratischen Machtwechsel in Rumänien (1996) andauerte. Im Jahr 1990 gründete sie das Antitotalitäre Demokratische Forum in Rumänien (FDAR), eine Organisation, die sich für die Bürgerrechte einsetzte und an der Gründung der Demokratischen Konvention von Rumänien (CDR) beteiligt war.
Doina Cornea war Gründungsmitglied der Gruppe Sozialer Dialog (GDS) und der Bürgerallianz (AC). Sie kämpfte für Freiheit, politischen Pluralismus und die Verteidigung der Menschenrechte. Papst Johannes Paul II. und König Michael I. von Rumänien verliehen ihr Auszeichnungen für ihren Mut. Doina Cornea starb am 4. Mai 2018 in Cluj. Sie wurde nach einer religiösen Messe, die vom Eparchial-Bischof der griechisch-katholischen Kirche von Cluj gehalten wurde, mit militärischen Ehren beigesetzt.
Im Jahr 2020 initiierte ihre Familie die Gründung der Doina-Cornea-Stiftung und die Eröffnung eines Gedenkhauses an der Adresse, an der die Dissidentin bis zu ihrem Tod gelebt hat. Im Juli 2020 beschloss der Stadtrat von Cluj-Napoca einstimmig die Umbenennung der Straße, in der sich dieses Haus befindet. Die Straße heißt nun Doina Cornea.