Cătălin Bia (geb. 1965)

Widerstandskämpfer gegen die kommunistische Diktatur. Enkel eines orthodoxen Priesters, der vom kommunistischen Regime aus politischen Gründen fünf Jahre lang inhaftiert worden war. Am Sonntag, dem 22. November 1987, genau eine Woche nach dem Arbeiteraufstand in Brașov (Kronstadt), protestierte Cătălin Bia, Student im vierten Jahr an der Fakultät für Forstwirtschaft in der Stadt, vor der Mensa im Studentenkomplex. Laut seiner Erklärung gegenüber der Miliz “habe ich am Morgen des 22. November 1987 in meinem Zimmer im Wohnheim ein 50/100 cm großes Plakat angefertigt, auf das ich mit Tinte und
mit einem mit Leinen überzogenen Bleistift die folgenden Worte schrieb: Die verhafteten Werktätigen dürfen nicht sterben!“. Zuvor hatte er drei Graffitis an die Wände des Komplexes mit dem Wort “Solidarität” gemalt und einem Kollegen vorgeschlagen, einen Streik zu organisieren. Außerdem hatte er handgeschriebene Flugblätter in den Schlafsälen verteilt, wurde aber nie erwischt. Sein Protest an diesem Tag wurde von mehreren Hundert Studenten gesehen. Ihm schlossen sich nur die Kommilitonen Lucian Silaghi und Horia Șerban an, mit denen er vor dem Studium seinen Militärdienst abgeleistet hatte. Die drei wurden nach 20 Minuten von drei Milizionären mit vorgehaltener Waffe festgenommen und in die Garage des Rektorats gebracht. Als sich dort sofort Dutzende von Studenten versammelten, um ihre Freilassung zu fordern, schritt die Staatssicherheit Securitate mit Gewalt ein und nahm sieben Personen fest.

Die drei wurden zunächst einem Ermittler vorgeführt, der das Plakat bereits vorliegen hatte: “Ihr da, was ist passiert? Ist der Maisbrei in euch aufgequollen?”. Cătălin Bia erinnert sich, dass er gefragt wurde: “Warum hast du das geschrieben?”/ “Weil ich das so empfunden habe.”/ “Aber wer bist du? Der Messias?” Im Hauptquartier der Miliz in Brașov sah er die verhörten und geschlagenen Arbeiter. Alle am 22. November 1987 verhafteten Studenten wurden verhört, der Hochschule verwiesen und in ihre Heimatstädte zurückgeschickt, wo sie gemeinsam mit ihren Familien unter Bewachung gestellt wurden. Cătălin Bia wurde von der Securitate verhört, für unbestimmte Zeit der Fakultät verwiesen und aus dem Kommunistischen Jugendverband ausgeschlossen. Er wurde seiner Familie in Anwesenheit der Leiter der Securitate und der Miliz Cluj (Klausenburg) übergeben, ihr Haus wurde unter dem Kommando des damaligen Milizhauptmanns Virgil Ardelean durchsucht, der nach der Revolution Chef der Polizei von Cluj, dann Chef der Hauptstadtpolizei Bukarest und später Leiter der Abteilung für Information und internen Schutz, aslo des Geheimdienstes des Innenministeriums, wurde.

In den folgenden Jahren, bis September 1989, arbeitete Cătălin Bia als Maurer und Arbeiter im Straßenbau, ständig überwacht von der Securitate als “Ziel Bazil”. Im September 1989 wurde er wieder an der Fakultät für Forstwirtschaft zugelassen. Am 21. Dezember 1989 demonstrierte er in Cluj gegen das diktatorische Regime. Jahre später erfuhr Cătălin Bia, dass einige seiner Kollegen für den 24. November 1987 eine Unterstützungsdemonstration der Studenten geplant hatten, die durch die massive Präsenz von Miliz und Securitate am angekündigten Ort entschärft wurde. Zwei Kollegen hatten anschließend das Vorgehen der Securitate telefonisch bei westlichen Radiosendern, darunter Radio Free Europe, angeprangert. Auf einem Foto, das nach dem Absturz eines Hubschraubers am 23. Dezember 1989 veröffentlicht wurde, erkannte Cătălin Bia seinen ersten Ermittler, General Constantin Nuță, wieder. Dieser war 1987 Chef des Generalinspektorats der Miliz und mit der Niederschlagung des Arbeiteraufstands in Brasov betraut gewesen. In der Nacht vom 17. zum 18. Dezember 1989 hatte der General die Ausstattung der Miliz in Timișoara (Temeswar) mit Waffen und Kriegsmunition sowie deren Einsatz gegen die Demonstranten angeordnet. Anschließend setzte er den Befehl Elena Ceaușescus um, die 43 Leichen aus der Totenhalle des Kreiskrankenhauses von Timișoara zur illegalen Einäscherung nach Bukarest zu überführen.

Cătălin Bia absolvierte die Fakultät für Forstwirtschaft im Jahr 1991. Nach der Revolution engagierte er sich weder zivilgesellschaftlich noch politisch. Er ist Ehrenbürger von Brașov und arbeitet als Inspektor für Forstwirtschaft in Cluj-Napoca.

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